Ungerechtigkeiten im Pflegebonus: Mitarbeiter in der Behindertenarbeit benachteiligt

In der Behindertenarbeit herrscht Empörung über die Ungleichheit beim Pflegebonus. Viele engagierte Beschäftigte, die gleiche Aufgaben wie ihre Kolleginnen und Kollegen in der Pflege übernehmen, gehen leer aus. Der Grund dafür liegt in den Voraussetzungen für den Bonus, die an bestimmte Ausbildungen geknüpft sind. Diese Kritik äußert die Gewerkschaft zu Recht.

Aktuell erhalten nur etwa die Hälfte der Mitarbeiter in der Behindertenarbeit den Pflegebonus, während die andere Hälfte leer ausgeht – trotz gleicher Tätigkeit. Dies führt zu zunehmendem Frust und Spaltungen in den Teams, wie es die Betriebsratsvorsitzende schildert: "Die Frustration ist enorm, und es entstehen Spannungen innerhalb der Teams. Solch eine Situation habe ich in meiner Funktion als Betriebsratsvorsitzende noch nie erlebt."

Der finanzielle Unterschied beläuft sich auf rund 150 Euro pro Monat, was zu einer regelrechten Zwei-Klassen-Gesellschaft im Pflegebereich führt. Margit Luxner, Betriebsratsvorsitzende im Altenwohnheim Kitzbühel, bringt es auf den Punkt: "Diese Unterscheidung in der Bezahlung schafft eine Kluft in der Pflege, die bedenklich ist."

Der Pflegebonus orientiert sich derzeit an spezifischen (Pflege-)Ausbildungen und nicht an der tatsächlich ausgeübten Tätigkeit. Im Bereich der Behindertenarbeit arbeiten jedoch auch Fachkräfte mit Ausbildungen in Pädagogik, Psychologie oder Sozialpädagogik – und genau sie gehen leer aus. Die Unzufriedenheit ist verständlich, da das Land Tirol für die Behindertenbegleitung vielfältigere Qualifikationen fordert, die nicht ausschließlich auf die Pflege ausgerichtet sind.

Die Ungerechtigkeit liegt darin, dass die Arbeit mit Menschen mit Behinderung nicht zwangsläufig eine Pflege-Ausbildung erfordert. Dennoch bleiben viele engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von diesem Bonus ausgeschlossen. Dieses Dilemma betrifft nicht nur die Lebenshilfe als größten Arbeitgeber in Tirol im Bereich der Behindertenbetreuung, sondern auch andere Einrichtungen. Eine genaue Anzahl der Betroffenen ist schwer zu ermitteln, dennoch häufen sich die Beschwerden. Die Schätzungen der Gewerkschaft GPA Tirol gehen von 600 bis 800 Personen aus.

Vertreterinnen und Vertreter aus dem Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereich setzen sich vehement für eine Gesetzesänderung ein. Sie fordern, dass allen Mitarbeitenden, die den Anforderungen der Landesrichtlinien für die Behindertenarbeit entsprechen, der gleiche Bonus zusteht. Diese Forderung rührt nicht nur aus dem Wunsch nach Gerechtigkeit, sondern auch aus der Sorge, dass sich der ohnehin vorhandene Personalmangel noch weiter verschärfen könnte. Markus Pichler, Betriebsratsvorsitzender beim Diakoniewerk, betont: "Der akute Personalmangel zwingt viele förmlich in die Knie. Daher ist es von höchster Bedeutung, dass wirklich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Bonus erhalten."

Leider zeigt der Bund bisher keine Bereitschaft zur Nachbesserung. Anfragen wurden kaum beantwortet, wie von der Gewerkschaft bestätigt wird. Aus diesem Grund werden Krisengespräche angestrebt, und Protestaktionen sind in Planung. "Wir werden nicht untätig zuschauen, wie nach den schwierigen vergangenen Jahren die Mitarbeitenden den Bonus enttäuschend ausgeschlossen werden", so Ralf Wiestner von der Gewerkschaft.

Es bleibt zu hoffen, dass die Bemühungen der Gewerkschaft und der betroffenen Vertreterinnen und Vertreter zur gerechten Verteilung des Pflegebonus führen. Denn es ist höchste Zeit, diejenigen zu unterstützen, die tagtäglich wertvolle Arbeit in der Behindertenbetreuung leisten.

Assistent:innenNetz

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